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Lektorat vs. Korrektorat – Was ist eigentlich der Unterschied?
Was Sie wann und warum beauftragen sollten – inkl. Preisübersicht
Nehmen wir mal an, Sie suchen jemanden, der Ihre Website-Texte, Ihre Produktbroschüre oder Ihren Unternehmensflyer Korrektur liest. In den unendlichen Weiten des Internets stolpern Sie über die Webpräsenz eines Freelancers, der ausdrücklich sowohl ein „Lektorat“ als auch ein „Korrektorat“ anbietet. Mal ehrlich, können Sie auf Anhieb sagen, worin der Unterschied zwischen diesen Serviceleistungen besteht? Beides heißt doch eigentlich nichts anderes als Korrektur lesen, oder?
Nun, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Tatsächlich haben beide Leistungen gemeinsam, dass ein Text dabei überprüft wird. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch hinsichtlich des Arbeitsumfangs, und diese schlagen sich normalerweise auch preislich nieder.
Genau genommen ist das Lektorat die aufwendigere, und damit auch die teurere Variante. Hier kommt wesentlich mehr auf den Prüfstand als beim bloßen Korrektorat, das sich ausschließlich der Korrektur von Grammatik- und Rechtschreibfehlern widmet. Hinzu kommen bei einem professionellen Lektorat zum Beispiel noch stilistische und inhaltliche Verbesserungsvorschläge.
Doch schauen wir uns beide Begriffe einmal ganz genau an:
Was bedeutet Korrektorat?
Der Begriff Korrektorat basiert auf dem aus dem Lateinischen stammenden Wort Korrektur, das so viel bedeutet wie Verbesserung, Berichtigung oder Richtigstellung.
Verbessert bzw. berichtigt werden beim Korrektorat genau genommen drei sprachliche Aspekte:
die Rechtschreibung
(oft auch Orthografie genannt)
die Zeichensetzung
(Punkt, Punkt, Komma, Strich und so weiter)
die Grammatik
(Flexion, Deklination, Konjugation, Komparation und Syntax)
Dazu gehört üblicherweise auch, dass Schreibweisen im gesamten Dokument vereinheitlicht werden.
Hierbei handelt es sich also um das klassische Korrekturlesen, das theoretisch jeder durchführen könnte, der über ausreichende Sprachkenntnisse verfügt.
Beim Korrektorat wird der Ausgangstext im Normalfall nicht abgeändert, es werden lediglich eindeutige Fehler beseitigt. Wenn Sie also lediglich ein Korrektorat beauftragen möchten, sollte Ihr Text bereits inhaltlich und stilistisch einwandfrei, sprich veröffentlichungsreif sein. Dies kann zum Beispiel bei werblichen Texten der Fall sein, bei denen eine nachträgliche inhaltliche Änderung, etwa aus urheberrechtlichen Gründen, ausgeschlossen ist.
Für alle anderen dürfte es sich lohnen, ein stilistisches Lektorat in Betracht zu ziehen, das im Folgenden vorgestellt wird.
Was bedeutet Lektorat?
Der Begriff Lektorat ist mehrdeutig und kann entweder eine Organisationsform oder die Tätigkeit des „Lektorierens“ bezeichnen. Aber auch die Tätigkeit ist je nach Einsatzort eine andere: Während etwa ein Verlagslektor vornehmlich Buchprojekte koordiniert, hält ein Lektor an einer Universität Vorlesungen und andere Lehrveranstaltungen.
In Abgrenzung zum Korrektorat geht es beim Lektorat um das inhaltliche und stilistische Optimieren von Texten, was ein „herkömmliches“ Korrekturlesen, wie oben beschrieben, normalerweise mit einschließt. Dabei sollte ein finales Korrektorat tatsächlich auch ganz zuletzt erfolgen, damit eventuelle Textänderungen mit berücksichtigt werden können.
So prüft ein professioneller Lektor bei seiner Arbeit neben der inhaltlichen Stimmigkeit und Logik auch Stil und Ausdruck des Geschriebenen. Dabei achtet er unter anderem auf:
Ton und Wortwahl:
sollten zum Kundenkreis passen und Seriosität vermitteln – unpassende Formulierungen gilt es auszutauschen, ohne dabei den Inhalt zu verändern
Klang:
Klingt der Text „schön“ beim lauten Vorlesen?
Wortwiederholungen:
sind so weit es geht zu reduzieren und, wenn unmittelbar hintereinander, möglichst zu vermeiden
Satzbau:
Zu lange bzw. Schachtelsätze werden in mehrere Sätze aufgelöst.
Lesefluss:
Lässt sich der Text angenehm und flüssig lesen? Erfasst der Leser den Inhalt des Geschriebenen unmittelbar oder muss er es mehrmals lesen?
Schwer verständliche Textpassagen:
werden nach Möglichkeit einfacher formuliert
Political Correctness und gendergerechte Sprache:
kann in Absprache mit dem Kunden angepasst werden
Manchmal muss ein Text auf eine bestimmte Länge (Zeichen- oder Wortzahl) gekürzt oder, je nach Einsatzbereich, in verschiedene Versionen umgeschrieben werden. Auch hier kommen oft freiberufliche Lektoren zum Einsatz.
Am Ende soll in jedem Fall ein sprachlich in jeder Hinsicht hochwertiges Produkt stehen, das Kunden und Leser gleichermaßen anspricht und zufriedenstellt.
Ich suche einen Lektor. Worauf muss ich achten?
Wer im Internet jemanden sucht, der seine Texte Korrektur liest, der wird von Anzahl und Vielfalt der Anbieter geradezu überwältigt. Das liegt unter anderem daran, dass es sich bei „Lektor“ um keine geschützte Berufsbezeichnung handelt. Prinzipiell kann sich jeder so nennen und auch einen entsprechenden Service anbieten. Wen also wählen?
Unser Tipp: Achten Sie bei der Suche nach einem Texte-Profi auf folgende Qualitätsmerkmale:
Website:
Die Internetpräsenz des Anbieters verschafft Ihnen bereits einen aussagekräftigen ersten Eindruck. Wirkt dieser unprofessionell und entdecken Sie hier sogar Fehler, suchen Sie weiter!
Preise:
Wirbt jemand ausschließlich mit Dumpingpreisen, sollten Sie auch davon besser die Finger lassen. Qualität hat ihren Preis – allein schon deshalb, weil ein gründliches Lektorat einiges an Zeit beansprucht.
Qualifikation:
Jemand hat Germanistik, Linguistik oder Literaturwissenschaften studiert oder bereits als Journalist gearbeitet? Sehr gut. Die Person verfügt über entsprechende Referenzen? Noch besser.
Flexibilität:
Haben Sie bereits Kontakt aufgenommen, vertrauen Sie auch hier Ihrem Bauchgefühl. Ein echter Profi wird immer auf Ihre individuellen Wünsche und Anforderungen eingehen, jedoch auch transparent darlegen können, was möglich ist und was nicht.
Lohnt sich die Investition in einen professionellen Lektor?
Sie zögern noch immer, ob Sie sich einen echten Profi leisten wollen (und können)?
Hier sind die drei wichtigsten Argumente:
1. Ihr Image:
Schon der kleinste Tippfehler lässt Ihren Webauftritt, Ihr Broschüre oder Ihre Pressemitteilung weniger professionell, unseriös und damit weniger glaub- bzw. vertrauenswürdig erscheinen. Eine perfekte Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion dagegen maximiert die subjektiv wahrgenommene Qualität Ihrer Produkte und Dienstleistungen.
2. Das Vier-Augen-Prinzip:
Niemand ist perfekt. Und gerade beim Schreiben unter Zeitdruck kann einem das eine oder andere schon mal durchrutschen. Hinzu kommt, dass einem gerade am Bildschirm Fehler nachweislich weniger auffallen als in gedruckter Form. Und Hand aufs Herz: Sind Sie wirklich mit den neuesten Rechtschreibregeln (Die aktuelleste Auflage des Duden stammt von 2020) vertraut? Allein schon deshalb sollten Sie immer auf Nummer sicher gehen und jemanden gegenlesen lassen, der sozusagen „dudenfest“ ist.
3. Die Marketing-Falle:
Selbst gestandene PR-Profis tappen hinein. Heißt im Klartext: Was einmal formuliert wurde und irgendwie „stylish“ und beeindruckend klang, wird häufig immer wieder kopiert, ohne es zu hinterfragen. Die Gefahr: Wenn Ihre Kunden nicht verstehen, was gemeint ist, schalten sie ab. Ein erfahrener Lektor verwandelt Worthülsen in sinnvolle Sätze, die verstanden werden und dabei trotzdem noch professionell wirken – und genau deshalb gelesen werden.
Was kostet ein professionelles Lektorat?
Wie bereits im Artikel „Wie professionelle Texter ihre Preise berechnen und was gute Texte wirklich kosten“ erörtert, gibt es unterschiedliche Modi, wie Freiberufler ihre Preise kalkulieren. Ein Lektorat berechnen die meisten pro Stunde oder pro Seite.
Textsorte, Kundentyp und Bearbeitungsaufwand – vom reinen Korrektorat über das inhaltliche bis hin zum stilistischen Lektorat – spielen dabei natürlich auch eine Rolle.
Handelt es sich etwa um werbliche Texte, empfiehlt zum Beispiel der Fachverband Freier Werbetexter (FFW) für das Lektorat inklusive Korrekturlesen einen Stundensatz zwischen 50 und 80 Euro, wobei der Durchschnitt sogar bei 70 Euro (sic!) liege.
Für Manuskripte, die keine überdurchschnittlichen Fachkenntnisse erfordern, nennt dagegen der Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) folgende Mindestpreise:
32–47 € pro Stunde
- Korrektorat ab 32 €/h
- Stilistisches Lektorat ab 42 €/h
- Standardlektorat (stilist. u. inhaltl.) ab 47 €/h
5,30–8,90 € pro Normseite*
*1.500 – 1.650 Zeichen inkl. Leerzeichen
320–470 € pro Tag
Hinzu kommen unter Umständen, je nach Auftragsart, marktübliche Aufschläge etwa für eine kurzfristige Ausführung (50%) sowie für eine vom Auftraggeber verursachte Wochenend-, Nacht- oder Feiertagsarbeit (100%).
Zusammenfassung und Fazit
Beim Korrekturlesen geht es also in erster Linie um die Verbesserung von Zeichensetzung, Rechtschreibkorrektur und Grammatik, während das Lektorat zusätzlich die inhaltliche und stilistische Überarbeitung übernimmt.
Dabei ist es ähnlich wie bei einem Arztbesuch: Welcher „Eingriff“ im Einzelfall sinnvoll oder notwendig ist, entscheidet der „Patient“ in letzter Konsequenz nicht allein, sondern auch – und vor allem – der erfahrene Spezialist. So ist es für professionelle Lektoren eigentlich ein No-go, aus Zeit- oder Kostengründen lediglich Korrektur zu lesen und stilistische Unstimmigkeiten schlichtweg zu ignorieren. Denn erinnern wir uns: Am Ende soll ein sprachlich hochwertiges Produkt stehen, mit dem alle Beteiligten glücklich und zufrieden sind.
Gerne berate ich Sie, ob sich die Investition für Sie lohnt.
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